Wochenendbergtour mit Klettersteig auf den Großen Bettelwurf
Eine Tour unter (k)einem guten Stern?!
Auch heuer planten Klaus und Vroni eine Klettersteigtour über mehrere Tage. Da wir im Inntal beim besten Willen keine geschmeidige Tour über 4 Tage mit Hüttenübernachtungen finden konnten, wurde daraus eine 2-Tages-Tour auf den Bettelwurf. Mit 8 Anmeldungen waren wir schnell voll und konnten die Hütte reservieren. Beziehungsweise wollten die Hütte reservieren. Denn wie sich herausstellte, war die Bettelwurfhütte, hoch über Hall in Tirol gelegen, pächterlos, und wir verbrachten einige bange Monate(!) damit, ob sich rechtzeitig zur Hütteneröffnung ein Pächter finden würde. Der schlechte Stern verzog sich und im Mai erhielten wir die Nachricht: alles in Ordnung, die Schlafplätze gebucht. Sehr gut. Das Wetter war uns gleich hold, kein Gewitter, also alles eingetütet. Am Donnerstagabend stellt Klaus fest, dass eine Grippe im Anmarsch ist und nach einigem Hin- und Herüberlegen entschieden wir uns, dass Vroni alleine geht. Wir kannten ja die Angemeldeten und damit lösten sich alle Bedenken in Luft auf. Nun gut, ein bedauernder aber kein schlechter Stern. Zwei Tage vor Abreise dann die Meldung von Bernd (er hat unglaubliche Nachrichtenkanäle!): am gleichen Wochenende findet der UCI Road World Championships in Innsbruck statt und auf den Straßen rund um Absam ist mit Vollsperrungen zu rechnen. Schon wieder kurz Zittern, dann stand fest: unsere An- und Abreise war nicht betroffen, vorsichtshalber fuhren wir über die Autobahn statt über Landstraßen und kamen unbehelligt ans Ziel und wieder weg. Wieder nur der Schatten eines schlechten Sterns, geht doch! Der Aufstieg zum Absamer Klettersteig ist recht öde, es geht steil auf einer Teerstraße bergauf, das teure Taxi fuhr zwar an uns vorbei, wurde aber schnöde von uns allen abgelehnt (genauso wie beim Abstieg, obwohl es da schon deutlich verlockender war, die insgesamt 2000 Höhenmeter zu verkürzen!) Unmittelbar am Einstieg, beim Anlegen der Klettergurte, beschloss dann einer der Rucksäcke lieber ins Tal zurückzukehren und verabschiedete sich nach unten ins Gebüsch. Schlechter Stern? Nein, denn kurz unterhalb blieb er in den Latschen hängen und wurde rasch geborgen. Der Absamer Klettersteig beginnt gleich recht knackig, aber keine*r hatte Probleme bei der Schlüsselstelle und der Aufstieg war schön und abwechslungsreich. Isabel sprang wie eine Bergziege vor uns her, kein Wunder, sie ist erst 14 und zeigte uns Alten ganz schön, was die Jugend kann! Auf der Hütte reichte es noch für ein erstes Getränk auf der Terrasse, dann wurde es zunehmend wolkig und saukalt – Gott sei Dank gab es den warmen Kachelofen in der Hütte. Und gerade als die Zeit anfing, sich hinzuziehen riss es wieder auf und das Inntal und das Stubai lagen in aller Pracht unter und vor uns. Vroni beschloss spontan, eine Yogaeinheit auf der Terrasse anzubieten und am Ende nahmen nicht nur ein Teil unserer Gruppe, sondern auch ca. 5 uns völlig unbekannte Wanderer daran teil. Das Sonnengebet hätten wir aber wohl etwas intensiver betreiben müssen, denn am nächsten Morgen um halb acht nieselte es noch munter vor sich hin. Schlechter Stern? Nein, nur einer, der uns zwang umzuplanen. Wir entschieden, nicht über den nicht ganz einfachen und vor allem plattigen Klettersteig auf den Kleinen Bettelwurf aufzusteigen, sondern gleich den Normalweg über den Eisengattergrat auf den großen Bettelwurf zu nehmen. Schade, aber angesichts der Wetterverhältnisse eindeutig die bessere Wahl. Und mit den Gratabschnitten und den Klettersteigpassagen auch lohnend. Kurz vor dem Losgehen hörte der Regen auf, nur ein kalter und böiger Wind begleitete uns bis oben. Am Gipfel saßen wir dann auch eingemummelt bis obenhin und beeilten uns mit unserer Brotzeit. Der Blick war trotzdem wunderschön und die umherziehenden Wolken gaben ein Schauspiel der ganz eigenen Art. Der Abstieg ist, man kann es nicht anders sagen, einfach saulang und irgendwann ganz schön anstrengend. Da nützte auch die Essenspause, die wir auf der Hütte noch mal machten, nur bedingt; am Ende waren wir alle ganz schön platt. Aber auch ganz schön ausgefüllt mit diesem schönen Wochenende (ich zumindest; ich hoffe, den anderen ging es ebenso!).
Und somit mein Fazit: KEIN schlechter Stern, sondern eine gute Übung in Flexibilität und mal wieder ein schönes Bergwochenende mit Bernd, Iris, Isabel, Otti, Olli, Martin, Johann, Elli und Nadine! Danke!
Vroni Hermes